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Modebranche am Abgrund - warum viele Händler der Online-Konkurrenz unterlegen sind

Modebranche am Abgrund - warum viele Händler untergehen werdenIn der Modewelt ist die Kacke am Dampfen. Während Platzhirsche wie Zalando, Amazon, Primark, Zara, H&M & Co. erkleckliche Umsätze einfahren, kämpfen viele alteingesessene Modemarken ums Überleben oder haben bereits das Handtuch geworfen: Der ehemals zu Karstadt-Quelle gehörende Modehändler SinnLeffers hat Insolvenz beantragt, kurz zuvor das Nürnberger Modehaus Wöhrl - aber auch Marken wie Gerry Weber, C&A, Strenesse, Wolford und Hugo Boss bläst ein eiskalter Wind um die Ohren. Und das sind beileibe keine Tante-Emma-Läden, bei denen sieht es noch schlimmer aus: von den kleineren Textilhändlern sind seit 2010 rund 3500 in die Knie gegangen, so der Branchenverband BTE.

Woran liegt es, dass so viele auch etablierte und qualitativ hochwertige Marken in Schieflage geraten? Bei genauer Betrachtung stellt sich schnell heraus, dass viele Probleme hausgemacht sind. So hat ein Großteil der  Modebranche jahrelang das stetig wachsende Onlinegeschäft ignoriert und mit einiger Arroganz auf die seinerzeit aufstrebenden Startups herabgesehen. Heute haben die sich bereits rund 40 Prozent des Modemarkts unter den Nagel gerissen. Doch die Branche beklagt lieber ihr Unglück, als endlich einmal aufzuwachen und die Dinge in die Hand zu nehmen.

Denn am Online-Modehandel kommt mittlerweile keiner mehr vorbei. Doch was viele der gestressten Modemarken im Web fabrizieren geht über halbwegs schickes Präsentieren kaum hinaus. Klar, es gibt auch den einen oder anderen Online-Shop oder es werden Auswahl- oder Kombinationsservices angeboten, doch alleine damit lässt sich die modebewusste Klientel kaum in Kaufrausch versetzen.

Hinzu kommen müde Offline-Werbekampagnen und im Ladengeschäft verstauben die Kollektionen, weil die Online-Konkurrenz mit gnadenlosen Preisen punktet. Im Segment der hochwertigen und hochpreisigen Bekleidung wäre noch Luft - doch was in einigen Innenstädten auf der Stange hängt, erinnert eher an eine Altkleidersammlung - ebenso billig sehen die Ladengeschäfte aus. Dort könnten stationäre Händler mit Qualität und Beratungskompetenz Boden gut machen, stattdessen wird versucht, mit gelangweilten Aushilfskräften die Lohnkosten auf niedrigstem Niveau zu halten.

Natürlich kostet die Entwicklung einer Online-Marke, der Aufbau und der Betrieb eines modernen Online-Angebots sowie der dazugehörigen Logistik-Kette eine ganze Stange Geld. Hier hätte die Textilbranche schon vor Jahren die Weichen stellen und ggf. gemeinsam und unter einem Dach agieren müssen. Das hat man ordentlich verschlafen und nun kullern die Tränen, weil man in den Chefetagen zu erkennen beginnt, dass viele Kunden doch eher vom Sofa aus einkaufen gehen - doch die neuesten Kollektionen mit den schnittigsten Preise sind bei der Online-Konkurrenz. Und das beileibe nicht nur im "Super-Billig"-Segment.

Das kränkelnde Textilbusiness wird den Rückstand nur schwerlich aufholen können. Das bedeutet mittelfristig, dass noch einige, ehemals große Modemarken aus dem Straßenbild der Innenstädte verschwinden werden. Eine Entwicklung, die nicht gut - aber auch nicht wirklich aufzuhalten ist, wenn sich die Modebranche nicht umgehend neu erfindet.

Foto: katyau / 123RF Lizenzfreie Bilder

16.09.2016

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