Aktuelles
Das Hochwasser in den sozialen Netzwerken
Was soziale Netzwerke bewirken können, zeigt die aktuelle Hochwasserkastastrophe, die sich zwar aus dem Süden unseres Landes immer mehr in den Norden verlagert - aber keinesfalls ausgestanden ist.
Während das Hochwasser 2002 noch nahezu ohne Internet stattgefunden hat, kommen die spektakulärsten Bilder, die neuesten Meldungen und die aktuellsten Pegelstände über Twitter, Facebook, Instagram, Pinterest umd Tumblr - nur um mal ein paar zu nennen. Die klassischen Medien haben natürlich Kamerateams vor Ort, berichten umfassend und beleuchten Hintergründe - an Aktualität und Nähe sind die "neuen Medien" jedoch kaum zu übertreffen.
Nähe bedeutet in diesem Sinne aber auch, dass eben nicht nur einseitige Berichterstattung oder Kommentierung stattfindet. Die Flut 2013 hat gezeigt, dass ein Großteil bürgerschaftlicher Hilfe über soziale Netze koordiniert, organisiert und abgerufen wird. Tausende Helfer wurden an die neuralgischen Stellen beordert und von dort kam zeitnah Rückmeldung über die Situation und weiteren Personalbedarf vor Ort. Teilweise unterstützt durch Werkzeuge, die auf Schnittstellen der sozialen Netzwerke selbst zugreifen oder auf Tools wie beispielsweise Google Maps basieren. Das ist ein Maßstab, wo die Leitstellen von Polizei, Feuerwehr und THW mit der ihnen eigenen Technik und Organisationsstruktur wie Dinosaurier wirken.
Wo müssen Häuser geräumt werden, wo muss Oma Hildegard in Sicherheit gebracht werden, wo besteht Bedarf beim Sandsäcke füllen, wo steigt das Wasser wie schnell und wie hoch, wer hat welches Gerät für Bauer Müller in X - binnen weniger Minuten sind unzählige Helfer vor Ort, die sich vorher nie gesehen haben und packen da an, wo die Hilfe am nötigsten gebraucht wird. Während die professionellen Helfer erst einmal Zuständigkeiten zu klären haben.
Das Hochwasser findet im Internet und in den sozialen Netzen statt. Und damit sollte widerlegt sein, dass das "böse Internet" unsere Jugend nur zum Daddeln verführt oder via Facebook lediglich stupide Partys abgesprochen werden. Das Gegenteil ist der Fall, gerade Jugendliche haben sich über soziale Netzwerke zusammengeschlossen und organisiert um blitzschnelle, effiziente und unbürokratische Hilfe zu leisten - meist an Menschen, die ihnen bis dato völlig unbekannt waren. Das Internet ist nicht anonym und langweilig - es ist ein phantastisches Werkzeug, mit dem umzugehen "die Großen" noch immer nicht wirklich gelernt haben.
Und solange Strom für PCs verfügbar ist oder Generatoren, mit denen sich Smartphones und Tablets aufladen lassen, ist Social Media wirkungsvoller als die klassischen Medien, effizienter als der Technikpark großer Organisationsstrukturen. Als Internetmenschen haben wir das natürlich schon immer gewusst, bleibt zu hoffen, dass es auch in den Köpfen der Katastrophenhilfe-Profis Spuren hinterlässt.
Foto: Saale Unstrut Portal, Frank Lange
14.06.2013
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