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Gemein(d)e Websites

Michael Schmidtvon M. Schmidt

Die Website der Gemeinde §$%& (aus juristischen Gründen unkenntlich gemacht) ist ein recht schönes Beispiel dafür, wie leichtgläubige Kommunalpolitiker dem Marketinggeschwätz umtriebiger Webagenturen erliegen. So verkommt "Barrierefreiheit" zum Schlagwort und der Nutzen kommunaler Webangebote für gehandicapte Mitbürger tendiert gegen Null.

Diese Website ist alles - nur eben nicht barrierefrei.

Schon bei Punkt 1 eines Standard-Tests offenbart sich das Unvermögen des angeheuerten Dienstleisters: Obwohl die Validatoren-Logos des W3C auf der Seite leuchten, ist der ausgelieferte Quellcode alles andere als valide. Stolze 78 Fehler listet der Validator schon beim Testen der Startseite auf. Fehler, die allesamt vermeidbar wären und nur einen Schluß zulassen: Hier war der Lehrling am Werk und zwar in der ersten Woche.

Bei der Einhaltung von Web-Standards hat der Dienstleister kläglich versagt, wie sieht es mit den Anforderungen aus, die in der BITV beschrieben sind?
Alternativtexte für Fotos & Grafiken werden ganz einfach umgangen, indem keine Fotos und Grafiken mehr angezeigt werden - jedenfalls in der 'barrierefreien' Version. (Abgesehen vom Branding des Dienstleisters - diese essentielle Information darf man den sehschwachen Besuchern natürlich nicht vorenthalten.)

Die Farben sind mit hellblau, noch mehr hellblau und weiß nicht gerade kontrastreich, aber das haben wir fast schon erwartet. Wähle ich einen Punkt aus dem Veranstaltungskalender zwingt man mich zurück in die 'nicht barrierefreie' Version und die variable Schriftgröße ist dahin - und weg sind damit auch die Alternativtexte von Grafiken.
In der 'nicht barrierefreien' Version (warum macht man sich eigentlich diese Mühe?) werde ich selbst mit einer Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten zum Querscrollen genötigt und sehe die rechte Navigationsleiste nicht.

Natürlich gibt es Javascript an allen Ecken und Kanten und auch auf massig 1x1 GIFs wurde nicht verzichtet. Haben sich die Macher nur einmal die Mühe gemacht und versucht, die Seite mit einem Screenreader zu lesen? Hat sich auch nur ein Mitarbeiter - vielleicht im Rahmen eines Tests - über den stümperhaften Quellcode hergemacht? Und merkt bei der Gemeinde keiner, dass im Seiten-Titel just der Name des Dienstleisters vergessen wurde?

Barrierefreiheit ist nicht nur ein Schlagwort zur Ruhigstellung technisch nicht versierter Gemeindebürgermeister, sondern eine Anforderung mit konkretem technischen Umfang. Und die wurde nicht umgesetzt. Das es auch anders geht, beweisen doch zahlreiche Gemeinden im Münchner Umland, die ein ähnliches Budget zur Verfügung haben dürften.
6! Setzen!

28.04.2005

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