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OpenAI will das Browsing neu definieren - mit einem Schwerlastträger aus der griechischen Mythologie
Die Gerüchteküche brodelte schon lange, nun ist es offiziell: OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, hat mit ChatGPT Atlas seinen eigenen, auf künstlicher Intelligenz basierenden Browser vorgestellt. Ein deutliches Signal an die Platzhirsche Google Chrome, Mozilla Firefox und Co., dass die nächste Evolutionsstufe des Internets nicht mehr nur im Chatfenster stattfinden wird.
Der Name Atlas, inspiriert von der griechischen Mythologie, in der der Titan Atlas das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt, ist dabei Programm. OpenAI will mit seinem Browser eine Art Fundament für das KI-gestützte Surfen schaffen und die Art und Weise, wie wir mit dem Web interagieren, von Grund auf verändern. Der erste Schritt dieser ambitionierten Reise führt zunächst auf die Macs der Welt, was die sofortige Konkurrenzsituation zu Perplexity's Comet-Browser und ähnlichen, oft experimentellen KI-Tools unterstreicht.
ChatGPT verlässt den Chat – ein Wandel der Interaktion
Was macht Atlas so besonders? Die zentrale Idee ist die nahtlose und tiefgreifende Integration von ChatGPT in den Browser-Alltag. Es geht nicht mehr darum, den Chatbot in einem separaten Tab aufzurufen und Informationen mühsam per Copy-and-Paste hin und her zu schieben. Atlas ist "AI-first" konzipiert.
Die KI ist omnipräsent, aber diskret: Sie kann den Kontext der gerade besuchten Seite verstehen, Fragen direkt zum Inhalt beantworten, oder komplexe Suchanfragen nicht nur mit einer Liste von Links, sondern mit zusammenfassenden und intelligenten Antworten präsentieren. Ein Klick auf einen Suchtreffer kann das Browserfenster teilen: links die Quellseite, rechts die Suchergebnisliste. Eine ungewohnte, aber potenziell produktivitätssteigernde Ansicht.
Der Agentenmodus: Der Browser als persönlicher Assistent
Die wohl revolutionärste Neuerung ist der sogenannte Agentenmodus (derzeit noch in der Preview). Hier hört der Browser auf, ein passives Werkzeug zu sein und wird zum aktiven Assistenten. Atlas ist in der Lage, Aufgaben im Namen des Nutzers zu übernehmen und aktiv im Browser zu handeln. Man könnte ihn beispielsweise bitten, Reisepreise für ein bestimmtes Ziel zu recherchieren und die Ergebnisse in einem Dokument zusammenzufassen, einen Termin in einem Webformular zu buchen oder eine komplexe To-Do-Liste aus verstreuten Webseiten-Informationen zu erstellen.
Dieser „Agent" nutzt eine tief im System verankerte "Browser Memory". Das KI-Modell merkt sich, wie und wonach der Nutzer im Web unterwegs ist. Das Versprechen dahinter: personalisiertere und präzisere Hilfe, da Atlas den gesamten Kontext der bisherigen Nutzung kennt. Allerdings betritt OpenAI hier gleichzeitig das sensible Terrain des Datenschutzes.
Datenschutz und die Konkurrenz
OpenAI ist sich der Bedenken bewusst. Man verspricht, dass die Nutzer die volle Kontrolle darüber haben, was ChatGPT sehen und speichern darf. Der Browser-Verlauf kann gelöscht werden, die "Memory"-Funktion lässt sich kontrollieren, und ein Inkognito-Modus erlaubt das Surfen außerhalb der KI-Erinnerung. Standardmäßig werden Browsing-Inhalte laut OpenAI nicht zum Trainieren der Modelle verwendet.
Unbestreitbar ist, dass der Launch von Atlas den ohnehin schon heißen Kampf um die KI-gestützte Interneterfahrung weiter anheizt. Microsoft integriert Copilot tief in Edge, Google rüstet Chrome und seine Suche massiv mit Gemini auf, und auch kleinere, spezialisierte Anbieter wie Perplexity oder The Browser Company (mit Dia) sind bereits am Markt.
OpenAI positioniert Atlas als das ultimative Werkzeug für alle, die produktiver und effizienter im Web arbeiten wollen – insbesondere für Power-User, die bereits mit ChatGPT Plus oder Pro arbeiten. Es ist nicht nur ein Browser, es ist der Versuch, das Internet neu zu rahmen und die KI zur unauffälligen, aber mächtigen Steuerungsebene zu machen.
Ob Atlas langfristig die Marktführerschaft von Chrome brechen kann, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Die Ära des reinen Link-Klickens ist vorbei. Die Zukunft gehört dem dialogorientierten und assistierenden Browsing. Mit Atlas hat OpenAI nun das Tor zu dieser Zukunft geöffnet – vorerst nur für Mac-Nutzer, aber Windows, iOS und Android sollen bald folgen, um den "Titan" auf die Schultern aller zu heben.
22.10.2025
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