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OpenAI pimpt Custom GPTs mit den Funktionen externer Plattformen
Man hat sich ja schon daran gewöhnt, dass im KI-Segment gewissermaßen stündlich aufregende Neuigkeiten verkündet werden. Und doch lässt derzeit OpenAI (wieder einmal) aufhorchen, denn: ChatGPT ist nicht mehr nur ein Chatbot – es ist jetzt eine Plattform. Mit der Einführung der Custom GPTs (General-Purpose Transformers) und des dazugehörigen GPT Stores hat OpenAI einen wegweisenden Schritt vollzogen, der die Interaktion mit künstlicher Intelligenz grundlegend verändert. Nun kommen noch ganz neue Funktionen und Möglichkeiten der Interaktion mit anderen Tools und Plattformen hinzu.
Was bedeutet dieser Paradigmenwechsel für Nutzer, Entwickler und die gesamte digitale Wirtschaft?
1. Was sind eigentlich Custom GPTs? Die KI nach Maß
Im GPT-Store können Nutzer ihre eigenen, spezialisierten Versionen von ChatGPT zu erstellen – die sogenannten Custom GPTs.
Definition und Funktion: Ein Custom GPT ist im Wesentlichen ein maßgeschneiderter KI-Agent, der auf der leistungsstarken GPT-Architektur (meist GPT-4) basiert und für einen ganz bestimmten Zweck konfiguriert wurde. Anstatt allgemeine Antworten zu liefern, ist ein solcher GPT optimiert für Nischenaufgaben.
Der Clou: KI-Entwicklung ohne Code. Man benötigt keinerlei Programmierkenntnisse. Die Erstellung erfolgt über den sogenannten GPT Builder, einen Dialog-Assistenten. Der Nutzer beschreibt in natürlicher Sprache, was der KI-Agent tun soll (z. B. "Du bist ein SEO-Berater mit Fokus auf E-E-A-T und sollst Blogbeiträge analysieren"). Dabei sind drei Wege zur Spezialisierung vorgesehen:
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Anweisungen (Instructions): Definieren die Rolle, den Tonfall und die Regeln des GPT.
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Wissen (Knowledge): Der Nutzer kann eigene Dokumente (PDFs, Excel-Tabellen etc.) hochladen. Dadurch kann der GPT auf exklusive oder interne Daten zugreifen und diese in seine Antworten einbeziehen.
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Fähigkeiten (Capabilities/Actions): Custom GPTs können mit externen Diensten verbunden werden, etwa über APIs, um Kalender zu verwalten, E-Mails zu versenden oder spezifische Datenbanken abzufragen.
Damit wird der "eigene" KI-Assistent zu einem hochspezialisierten Werkzeug für wiederkehrende oder komplexe Aufgaben im Alltag und Business. Die große Neuerung beim Umgang mit Custom GPTs ist jedoch, dass nun mit anderen, externen Tools interegiert werden kann, ohne die Plattform verlassen zu müssen, weil Apps wie Spotify, Canva, Booking.com, Expedia, Spotify, Zillow oder Coursera direkt in den Chat integriert sind. Das bedeutet, dass Entwickler mit dem neuen Apps-SDK eigene interaktive Anwendungen in ChatGPT zusammenbauen können. Durch Eingaben wie „Canva, erstelle ein Logo für Friseur Krause“ oder „Coursera, erläutere mir modale Tonleitern in der modernen Kirchenmusik“ lassen diese externen Apps nahtlos in Chats einbinden.
In einer Demo der Zillow-App konnten Nutzer ChatGPT in natürlicher Sprache auffordern, nach Wohnungen in ihrer Umgebung innerhalb einer bestimmten Preisspanne zu suchen. ChatGPT zeigte daraufhin eine interaktive Karte mit verschiedenen Optionen an, und die Nutzer konnten mit ChatGPT sprechen, um mehr über die einzelnen Angebote zu erfahren.
Das neu eingeführte System nutzt das Model Context Protocol (MCP), um Entwicklern die Möglichkeit zu geben, Datenquellen zu verbinden und benutzerdefinierte Oberflächen (wie Videos oder interaktive Karten) direkt in die Antworten von ChatGPT einzubetten. Zusätzlich können Unternehmen das Apps SDK eigene Anwendungen erstellen, die sie in Zukunft auch kommerziell nutzen und monetarisieren dürfen.
2. Datenflut und -sicherheit
Natürlich hat die indiviuelle Interaktion im Chat mit externen Plattformen eine nicht unerhebliche datenschutzrechtliche Relevanz, schließlich werden jede Menge technische aber auch personenbezogene Daten "verarbeitet" und "Dritte" - etwa Entwickler anderer Plattformen - haben Zugriff auf diese umfangreiche Daten. OpenAI sagt, dass Entwickler „nur die minimal erforderlichen Daten sammeln und hinsichtlich der Berechtigungen transparent sein müssen“. Bislang ist jedoch unklar, ob Entwickler Zugriff auf die gesamte Konversation eines Benutzers mit ChatGPT, die letzten Nachrichten oder nur auf die Eingabeaufforderung haben, die die App aufgerufen hat - ein Umstand, der vor allem bei EU-Datenschützern Herzrasen verursachen dürfte.
Unklar ist auch, wie ChatGPT zwischen konkurrierenden Unternehmen wie beispielsweise DoorDash und Instacart einbinden wird. Man könnte sich vorstellen, dass Unternehmen dafür bezahlen, in den Antworten von ChatGPT zu erscheinen, aber OpenAI gibt an, dass es vor allem die Benutzererfahrung in den Vordergrund stellen will.
3. Der GPT Store: Der App Store für die KI
Die neuen Funktionen und Möglichkeiten basieren auf dem GPT Store, der bereits im Januar 2024 offiziell an den Start ging. Der Store fungiert als zentraler Marktplatz und Verzeichnis, in dem Nutzer ihre erstellten Custom GPTs veröffentlichen und der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen können. Er transformiert ChatGPT damit von einem einzelnen Produkt in ein umfassendes Ökosystem. Die wichtigsten Eckpunkte des Stores sind
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Vielfalt und Umfang: Schon kurz nach dem Start wurden Millionen benutzerdefinierter GPTs von der Community erstellt.
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Entdeckung: Nutzer können den Store nach Kategorien (Produktivität, Bildung, Lifestyle, Programmierung etc.) durchsuchen. Ein wöchentlich aktualisiertes Leaderboard hebt die beliebtesten und nützlichsten Kreationen hervor.
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Zugang: Der Store und die Nutzung der Custom GPTs sind primär für zahlende Abonnenten von ChatGPT Plus, Team und Enterprise verfügbar.
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Qualitätssicherung: OpenAI hat Prüfverfahren (sowohl automatisiert als auch menschlich) implementiert, um die Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien zu gewährleisten und die Veröffentlichung von Spam oder illegalen Anwendungen zu verhindern.
4. Monetarisierung und die neue Creator Economy
Ein zentrales Element des GPT Stores ist die Aussicht auf eine Monetarisierung für die Ersteller.
OpenAI kündigte an, ein Umsatzbeteiligungsprogramm (GPT Builder Revenue Program) starten zu wollen. Wer also einen nützlichen und beliebten KI-Agenten baut, kann damit Einnahmen erzielen - und auch das gleich "On Board": Kürzlich wurde nämlich eine neue "Instant-Checkout"-Funktion in ChatGPT eingeführt, die das ganze Prozedere übernehmen könnte.
Das eröffnet die Möglichkeit für eine völlig neue Creator Economy im KI-Sektor. Plötzlich sind nicht mehr nur Entwickler bzw. Prompter gefragt, sondern auch Fachexperten, Berater, Coaches und Kreative, die ihr Spezialwissen in einen Custom GPT gießen können, um es zu skalieren und monetarisieren.
5. Der Übergang vom Bot zur Plattform
Die Einführung der Custom GPTs und des GPT Stores markiert den wahrscheinlich größten Wandel in der Geschichte von ChatGPT seit seiner Veröffentlichung, denn OpenAI vollzieht damit den Sprung von einem einzelnen KI-Tool zu einer vollwertigen KI-Plattform für Apps und Agenten. Es demokratisiert die Erstellung leistungsfähiger, spezialisierter KI-Werkzeuge und eröffnet unzählige Möglichkeiten für Automatisierung, Personalisierung und digitalen Unternehmergeist.
Für Unternehmen bedeutet dies eine enorme Effizienzsteigerung, da sie spezifische interne Workflows in eigene, private GPTs gießen können - nun auch mit Hilfe externer Plattformen, die direkt in den Chat eingebunden werden können. Für individuelle Nutzer bedeutet es eine nie dagewesene Anpassbarkeit der KI an die eigenen Bedürfnisse – ein echter Meilenstein auf dem Weg zur personalisierten künstlichen Intelligenz.
Sagen wir es mal so: Der GPT Store ist mehr als nur ein App-Markt; er ist die Blaupause für die Zukunft der KI-Interaktion - und jetzt ist die Plattform noch einmal erheblich "gepimpt" worden.
10.10.2025
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