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Dobrindt kündigt massive Aufrüstung gegen Cyberkriminalität an

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU)Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat weitreichende Maßnahmen zur effektiveren Bekämpfung von Cyberkriminalität angekündigt. Bei der Vorstellung des "Bundeslagebilds Cybercrime 2024" betonte er, dass Deutschland rechtlich, technisch und organisatorisch massiv aufrüsten werde, um der wachsenden Bedrohung durch digitale Kriminalität zu begegnen.

Mehr Befugnisse und KI-Einsatz für Sicherheitsbehörden

Im Mittelpunkt der geplanten Maßnahmen stehen die Erweiterung der Befugnisse für die Sicherheitsbehörden sowie die Anhebung von Sicherheitsstandards in Staat und Verwaltung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Weiterentwicklung bereits existierender Werkzeuge des Bundeskriminalamts (BKA) durch Künstliche Intelligenz (KI). Dies ist eine direkte Reaktion darauf, dass auch Cyberkriminelle zunehmend KI nutzen, beispielsweise um Phishing-Angriffe zu perfektionieren und Opfer leichter zur Preisgabe sensibler Zugangsdaten zu verleiten.

Anstieg ausländischer Täter und hohes Dunkelfeld

Das Bundeslagebild Cybercrime 2024 zeigt deutlich, dass Deutschland ein Hauptziel von Cyberkriminellen und "Hacktivisten" aus dem Ausland ist. BKA-Präsident Holger Münch hob hervor, dass der Anteil der von ausländischen Tätern verübten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen hat – von rund 190.000 auf knapp 202.000 Fälle. Im Gegensatz dazu sank die Zahl der im Inland verorteten Taten leicht von etwa 134.000 auf 131.000 Fälle.

Münch wies zudem auf das sehr hohe Dunkelfeld im Bereich der Cyberkriminalität hin. Er appellierte eindringlich an Betroffene, digitale Straftaten konsequent anzuzeigen, um ein umfassenderes Bild der Bedrohungslage zu erhalten.

Ein weiterer besorgniserregender Trend ist die Etablierung von Messenger-Diensten als Vertriebskanäle für "Cybercrime-as-a-Service"-Angebote. Hierbei handelt es sich um ein Geschäftsmodell, bei dem kriminelle Dienstleistungen oder digitale Tools über das Internet angeboten werden, die zuvor hauptsächlich im Darknet oder speziellen Foren verfügbar waren.

Kritik der Polizeigewerkschaft und optimistische BKA-Bilanz

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht die deutschen Sicherheitsbehörden noch nicht ausreichend für die digitale Kriminalität gerüstet. Alexander Poitz, stellvertretender Bundesvorsitzender der GdP, warnte, dass der digitale Raum zunehmend zum Mittelpunkt organisierter Kriminalität werde und die aktuellen strukturellen, personellen und technischen Defizite eine wirksame Bekämpfung verhinderten. Er betonte, dass rasches und entschlossenes Handeln von Politik, Justiz und Polizei notwendig sei, um den Anschluss nicht zu verlieren und die Kontrolle nicht abzugeben.

Trotz dieser kritischen Einschätzung zog BKA-Präsident Münch eine positivere Bilanz hinsichtlich der bisherigen Erfolge. Er verwies auf international koordinierte Maßnahmen, die im vergangenen Jahr gezeigt hätten, dass die Polizei der gesteigerten Bedrohungslage effektive Maßnahmen entgegensetzen könne und nicht nachlasse.

Die geplante "Aufrüstung" durch Bundesinnenminister Dobrindt zeigt also die Dringlichkeit, mit der die Bundesregierung auf die sich ständig weiterentwickelnde Bedrohung durch Cyberkriminalität reagieren will, während gleichzeitig die Herausforderungen für die Sicherheitsbehörden deutlich werden.

Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

03.06.2025

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