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Trump reloaded - was erwartet die Digitalwirtschaft?

Donald Trump und die DigitalwirtschaftFür die einen ist er der Messias für die anderen schlichtweg ein narzisstischer Soziopath - dennoch ist Donald Trump nun mal der 47. Präsident der USA geworden. Und der will auch und vor allem ökonomisch punkten und die amerikanische Wirtschaft ankurbeln. Damit verbinden sich Hoffnungen ebenso wie Unsicherheiten - insbesondere in Europa haben führende Köpfe aus Wirtschaft und Politik Magenschmerzen.

Während seine Anhänger ihn frenetisch feiern, sehen seine Kritiker in ihm vor allem einen Unsicherheitsfaktor, der durchaus das Zeug hat, die Weltwirtschaft ins Chaos zu stürzen. Doch unabhängig von der persönlichen Meinung ist klar: Trump hat eine klare Agenda, die sich stark auf die Wirtschaft - und insbesondere auf die Digitalwirtschaft - auswirken wird. Wir wagen eine Prognose.

"America First" trifft auf die globale Digitalwirtschaft

Trump ist bekannt für seinen protektionistischen Ansatz. Schon in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 hat er sich durch eine Mischung aus rhetorischen Versprechungen und pragmatischen Maßnahmen präsentiert. Sein Mantra "America First" steht zweifellos auch jetzt wieder im Mittelpunkt seiner Politik, Stichwort "Goldenes Zeitalter". Das bedeutet: Zölle, Handelskriege und der Versuch, Produktion und Technologieentwicklung zurück in die USA zu holen. Und das hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Digitalwirtschaft, immerhin befindet sich ein Großteil der globalen Techkonzerne im Silikon Valley und Trump hat sich frühzeitig die Unterstützung der Tech-Milliardäre gesichert. So wird Trump sicherlich versuchen, die heimische Hochtechnologie zu stärken, indem er Subventionen für Unternehmen wie Intel, NVIDIA oder Apple anbietet, die ihre Produktion in den USA ausbauen. Dies könnte kurzfristig Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft ankurbeln. Allerdings ist die Digitalwirtschaft global vernetzt. Zölle auf Halbleiter, Software oder Hardware könnten die Lieferketten empfindlich stören und die Preise für Verbraucher erhöhen. Unternehmen wie Apple beispielsweise sind stark auf die chinesische Produktion angewiesen - und könnten durchaus unter Druck geraten.

Tech-Regulierung: Big Tech im Visier – oder doch nicht?

Unter Trumps Vorgänger Joe Biden gab es einige Versuche, die Macht von Tech-Giganten wie Google, Amazon, Facebook (Meta) und Apple zu beschränken. Bei Trump hingegen dürfen wir durchaus eine ambivalente Haltung zu Big Tech feststellen.

Trumps Unterstützer aus der Riege der Tech-Milliardäre werden mit Sicherheit von dem einen oder anderen Goodie profitieren. Aber auch ganz allgemein könnte er die regulatorischen Einschränkungen lockern, was den Tech-Giganten mehr Freiheit geben würde, zu expandieren und zu innovieren. Dies könnte kurzfristig zu einem Boom in der Branche führen - aus Milliardären würden dann wohl Billionäre. Doch der neue (alte) Präsident ist auch für seine impulsive Natur bekannt - willkürliche Angriffe auf Unternehmen, die ihm nicht in den Kram passen, sind durchaus denkbar (wir erinnern uns an seinen früheren Streit mit Amazon-Chef Jeff Bezos). Dies könnte Unsicherheit in der Branche schaffen, mit den entsprechenden Folgen.

Künstliche Intelligenz und Innovation: "Make AI Great Again"

Trump hat sich in seiner letzten Amtszeit nicht gerade als Technologie-Visionär hervorgetan. Seine Regierung könnte jetzt dennoch versuchen, die USA als führende Kraft in der KI-Entwicklung zu positionieren - fundierte Beratung hat er mit Elon Musk schon mal an seiner Seite.

Investitionen in KI-Forschung und -Entwicklung könnten steigen, insbesondere im Bereich der militärischen Anwendungen, der Raumfahrt und der Cybersicherheit. Bekannt ist auch Trumps Faible für Kryptowährungen, immerhin hat er sogar selbst eine initiiert. Auch das könnte sowohl Start-ups als auch etablierte Tech-Unternehmen beflügeln. Trumps Fokus auf die nationale Sicherheit könnte jedoch auch zu restriktiven Maßnahmen führen, die den internationalen Austausch von Technologie und Talent behindern. Der Streit mit dem chinesischen Technologieunternehmen Huawei schwelt immer noch, Chinas Griff nach Taiwan verunsichert zunehmend die Chipindustrie, viele amerikanische Big-Tech-Unternehmen haben den chinesischen Markt bereits in den vergangenen Jahren verlassen und werden wohl auch nicht wiederkommen.

Klimapolitik und grüne Technologien: Ein Rückschlag für die Digitalwirtschaft?

Donald Trump ist bekannt für seine Skepsis gegenüber dem Klimawandel und seine Bevorzugung traditioneller Energieträger wie Kohle und Öl. Schon in seinen ersten Dekreten, die er bereits  in der Nacht seiner Inauguration verfasst hat, stehen die fossilen Energien ganz oben auf seiner Wunschliste. Dies könnte die Entwicklung und den Einsatz grüner Technologien behindern und die Klimabemühungen weltweit um Jahre zurückwerfen.

So könnten Unternehmen, die auf erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien setzen, weniger staatliche Unterstützung erhalten, Investitionen könnten zurückgefahren werden. Das würde sich zwangsläufig auf Innovationen in Bereichen wie Elektromobilität, Smart Grids und energieeffiziente Rechenzentren verlangsamen - und wie wir alle wissen, wird sich der Energiehunger insbesondere im Bereich KI in den nächsten Jahren vervielfachen.

Andererseits könnte Trumps Fokus auf fossile Brennstoffe die Entwicklung neuer Technologien in der Öl- und Gasindustrie fördern, die ebenfalls digitale Lösungen benötigen - aus dem Blickwinkel der Technologieoffenheit sind Entwicklungen in diesem Segment noch lange nicht ausgereizt.

Arbeitsmarkt und Bildung: Die digitale Kluft wird größer

Eins steht fest: Trumps Wirtschaftspolitik wird kurzfristig Arbeitsplätze schaffen, insbesondere in der traditionellen Industrie, die schon während seiner ersten Amtszeit von verschiedenen Maßnahmen profitiert hat - und noch immer profitiert. Doch auch die Digitalwirtschaft benötigt immer mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte, und hier könnte es Probleme geben.

Trumps mangelnde Betonung von Bildung und digitaler Kompetenz könnte die Qualifikationslücke in der Tech-Branche vergrößern. Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, genügend talentierte Mitarbeiter zu finden - auch weil gleichzeitig Menschen ausgewiesen oder an der Einreise gehindert werden sollen. Allerdings könnte der Druck, Arbeitsplätze in den USA zu schaffen, auch dazu führen, dass Unternehmen mehr in die Ausbildung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren.

Eine Achterbahnfahrt für die Digitalwirtschaft

Trumps zweite Amtszeit wird zweifellos eine Achterbahnfahrt für die Digitalwirtschaft. Während seine protektionistische Politik und sein Fokus auf die traditionelle Industrie kurzfristig Vorteile bringen könnten, werden langfristige Innovationen und die globale Wettbewerbsfähigkeit der USA u.U. leiden. Die Digitalwirtschaft, die auf Offenheit, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und freien Handel angewiesen ist, könnte sich in einem wirtschaftlich schwierigen Spannungsfeld zwischen Chancen und Risiken wiederfinden.

Eines ist sicher: Es wird nicht langweilig werden. Und wer weiß - vielleicht wird Trump am Ende tatsächlich ein "Digital-Messias", der die USA noch vor den Chinesen an die Spitze der Technologie-Revolution führt. Europa spielt in dieser Liga ohnehin keine Rolle, zu lange wurde auf dem alten Kontinent geradezu komatös geschlafen. Oder er wird als der Präsident in die Geschichte eingehen, der die Digitalwirtschaft in einen "beautiful, tremendous, but very confusing" Zustand versetzt hat. Nur die Zeit wird es zeigen, genaugenommen die nächsten vier Jahre. Stay tuned!

Foto: Daniel Torok

21.01.2025

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