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Keine blühenden Landschaften - die Welt ist ein Ballerspiel

Keine blühenden Landschaften - die Welt ist ein BallerspielEs ist schlichtweg beeindruckend, welche Grafik-Power heute bereitgestellt wird und welche Bilder mit dieser Maschinerie generiert werden können. Aktuelle Spieletitel wie Call Of Duty, Far Cry, The Last Of Us oder Assassins Creed eröffnen virtuelle Welten, die sich - sofern eine vernünftige Grafikkarte verbaut ist - nur noch rudimentär von der Realität unterscheiden. Die Umgebung und Texturen der generierten Landschaften sind gestochen scharf, die KI der Umwelt und Figuren derart lebensecht, dass eigentlich nur noch der Geruch fehlt.

Und was macht man aus dieser Technologie, die derart begeistert und Milliardenumsätze generiert? Richtig, noch ein Ballerspiel, noch eine Zombie-Apokalypse, noch einen hirnverspritzenden Egoshooter oder noch ein Strategiespiel, bei dem sich tausende kleine virtuelle Zwerge auf Geheiß des Spielers gegenseitig abschlachten. Das Ziel ist eigentlich immer dasselbe: Erreiche den nächsten Level und hinterlasse eine ordentliche Blutspur.

Was soll der Scheiß? Warum nutzt man das Potential dieser Technologien nicht mal für was Kreatives? Für Rundgänge durch Städte, die nicht mehr existieren? Für virtuelle Zeitreisen um Kindern und Jugendlichen Vergangenheit und Zukunft nahezubringen? Für virtuelle Flüge durch den Grand Canyon? Durch den menschlichen Körper? Ins Weltall? Für virtuelle Museen- und Theaterbesuche? Für hundert andere Anwendungsbereiche - durchaus kommerzieller Natur - bei denen nicht mit einem überaus realistischen Waffenarsenal die ebenso realistischen virtuellen Gegner malträtiert werden?

Die Anwendungsmöglichkeiten wären vielfältig und könnten Lernwillen und Lernprozess unserer Kiddies befeuern. Jedoch "Lernsoftware" - insbesondere die "pädagogisch wertvolle" - sieht heute meist immer noch so aus, als hätten sie nicht Programmierer und Leveldesigner, sondern frustrierte Oberlehrer zusammengeschustert. Ich sehe ein riesiges Potential, Grafikpower und Game-Engines für etwas anderes als Kriegsspiele oder Monsterschlachten einzusetzen - aber wahrscheinlich sind die Margen der Spieleschmieden nur akzeptabel, wenn man mit den niedersten Instinkten der Zielgruppe kalkuliert. Und die ist meist unter 14.

Was in deren Psyche längerfristig abläuft sollen Fachleute beurteilen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wege, die mit zersägten Leichen gepflastert sind, zu einer ausgewogenen kindlichen und jugendlichen Entwicklung beitragen. Es ist schade, dass es in den meisten aufwändig hergestellten Spieletiteln immer nur um das Eine geht. Es wäre an der Zeit, dass die Spieleindustrie mal über eine Erweiterung ihres begrenzten Spektrums nachdenkt. Und das geht auch ohne Blutorgien.

Foto: "Call of Duty: Warzone" Activision

21.07.2020

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