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Doc Morris will sich für stationäre Apotheken öffnen

Doc Morris will sich für stationäre Apotheken öffnenDiese Meldung werden viele Apotheker mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen: Die holländische Online-Apotheke Doc Morris will sich zum Marktplatz erweitern und eine Plattform zur Verfügung stellen, mit deren Hilfe lokale Apotheker Medikamente online verkaufen können. Zudem soll ein jahrelanger Zankapfel zwischen dem Unternehmen und vor allem deutschen Apotheken entschärft werden: Doc Morris will in Zukunft auf umstrittene Rezepte-Boni verzichten.

Patienten sollen so von beiden Welten profitieren. Zum einen sollen bei Doc Morris E-Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente eingelöst werden können und nach Hause geliefert werden. Zum anderen lassen sich Bestellungen ganz oldschool in der heimischen Apotheke im Ort abholen.

Klassischen Apotheken ist der Online-Lieferdienst von jeher ein Dorn im Auge - viele Apotheker fühlen sich im Wettbewerb benachteiligt. Denn da Doc Morris seinen Sitz im Ausland hat, dürfen deutschen Kunden Rabatte für Medikamente auf Rezept gewährt werden - was Apotheken hierzulande bisher verwehrt ist. In Deutschland greift eine gesetzliche Preisbindung und an die haben sich die Apotheker zu halten - und eine Änderung der Gesetzeslage ist nicht in Sicht.

Das könnte sich durch das neue Angebot ändern - die Online-Apotheke macht auf Kumpel und will stationäre Apotheken als Partner ins Boot holen. Die können den Marktplatz gegen Gebühr nutzen, bekommen dafür allerding umfangreiche Dienstleistungen wie die Bestell-Logistik zur Verfügung gestellt. Zudem werden die Marktplatzapotheker die Technik der E-Rezept-Lösung nutzen können und müssen dafür keine eigenen Prozessketten auf die Beine stellen (das E-Rezept soll 2021 kommen). Doc Morris hingegen könnte auf die Logistikdienstleister der lokalen Apotheken zurückgreifen - was die Zulieferung der Bestellungen deutlich beschleunigen dürfte.

Dass Doc Morris auf seine Offline-Konkurrenten zugeht, hat aber noch andere Gründe. Denn Handelsriese Amazon hat angekündigt, in den europäischen Medikamenten-Versandhandel einsteigen zu wollen - und da schrillen bei allen Beteiligten die Alarmglocken. Denn Amazon ist in den USA bereits mit der Online-Apotheke Pillpack verbandelt und liefert Medikamente aus. Der Platzhirsch hat in diesem Segment also Erfahrungen für Europa sammeln können. Hierzulande hingegen kann Amazon auf ein eingespieltes und leistungsfähiges Logistiknetz zurückgreifen. Jetzt gilt es, kleingeistige Streitereien beizulegen, um sich bei einem Markteintritt von Amazon nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Ein Online-Marktplatz unter der Regie von Doc Morris könnte eine Lösung sein, von der alle Beteiligten profitieren.

24.02.2020

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