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US-Kartellbehörde hat Amazon auf dem Schirm und befragt Marktplatz-Händler

US-Kartellbehörde hat Amazon auf dem Schirm und befragt Marktplatz-HändlerMit den US-Kartellbehörden ist nicht zu spaßen. Wenn die einmal Wettbewerbsverstöße gewittert haben, ist es unerheblich, welche Größe ein Unternehmen hat - dann beginnen meist aufwändige Ermittlungsverfahren. Und es kommt nicht selten vor, dass am Ende empfindliche Strafen verhängt werden.

Stehen seit einiger Zeit das soziale Netzwerk Facebook und die Alphabet-Tochter Google im Fokus der Behörden, wird nun auch Amazon durchleuchtet. Wie Bloomberg berichtet, befragen die Ermittler der Federal Trade Commission derzeit Marktplatz-Händler, die via Amazon verkaufen. Sie wollen herausfinden, ob Amazon seine Marktmacht nutzt, um den Wettbewerb zu seinen Gunsten beeinträchtigen - ein Umstand, der auch schon in der Europäischen Union zu Untersuchungen führt: Seit etwa einem Jahr machen auch die Wettbewerbshüter aus Brüssel Ernst - auch hier will die EU-Kommission über ein formelles Auskunftsverlangen detaillierte Informationen zum Geschäftsgebaren von Amazon im Umgang mit Marketplace-Händlern abfragen und auswerten. Bislang wurden in der EU keine Strafmaßnahmen eingeleitet, obwohl die europäischen Ermittler überzeugt sind, "dass Amazon wettbewerbssensible Informationen über Marktplatzhändler, ihre Produkte und Transaktionen für sich nutzt, um seine Marktmacht auszubauen". Sollten die EU-Ermittler illegales Verhalten nachweisen können, drohen Milliardenstrafen.

In einem anderen europäischen Ermittlungsverfahren hat der amerikanische Online-Riese bereits eingelenkt und seine Geschäftsbedingungen für Marktplatzhändler umfangreich geändert. Daraufhin wurde das durch die Wettbewerbshüter initiierte Missbrauchsverfahren eingestellt.

Nicht so in den USA, dort kommen die Untersuchungen erst richtig in Gang. So führen Anwälte und Wirtschaftswissenschaftler derzeit Interviews, in denen Händler u.a. befragt werden, wie viel Prozent des Umsatzes ihre Unternehmen von Amazon im Vergleich zu anderen Online-Marktplätzen wie Walmart und Ebay erzielen. Das deutet darauf hin, dass die Regulierungsbehörden erhebliche Zweifel gegenüber den Behauptungen von Amazon haben, dass Käufer und Lieferanten echte Alternativen zu dem in Seattle ansässigen Unternehmen haben. Allein diese Tatsache deutet auf eine massive Wettbewerbsverzerrung hin.

Amazon lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf eine Aussage von Consumer Business-Chef Jeff Wilke im Juni, als er gefragt wurde, ob die Federal Trade Commission gegen Amazon ermittle. "Wir glauben, dass die meisten marktführenden Unternehmen der amerikanischen Wirtschaft geprüft werden sollten", sagte er. "Unsere Job ist es, eine Firma zu führen, die diese Prüfungen mit Bravour besteht."

Fakt ist, Amazon dominiert den Online-Shopping-Markt mit rund 40% Marktanteil. Reduziert man das Produktportfolio auf einzelne Kategorien wie z.B. elektronische Bücher, wird dieser Anteil noch erheblich größer.

Einige der befragten Händler befürchten, durch die Zusammenarbeit mit den Behörden den Zorn von Amazon zu erregen - und baten um Vertraulichkeit der Gespräche.

Die FTC Ermittler stehen vor einer Mammutaufgabe - und wollen dennoch schnell zu Ergebnissen kommen.

Den Amazon-Börsenkurs haben die Ermittlungen bislang kaum beeinträchtigt, gestern fiel die Aktie in New York um weniger als 1% auf 1.812 $.

12.09.2019

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