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Tante Emma ohne Seele - Amazon Go eröffnet in Seattle

Heute eröffnet Amazon seine erste "Go"-Filiale in Seattle. Damit begibt sich der Hitech-Konzern in die Niederungen des Einzelhandels und natürlich will Jeff Bezos das Konzept auch nach Europa expandieren - sofern der Testballon in den USA nicht abstürzt.

Klar, dass die neuen Amazon-Ladengeschäfte nicht aussehen wie ein x-beliebiger Supermarkt. Der größte Unterschied dürfte allerdings sein, dass es keine Kassen mehr gibt und die jeweiligen Ein- und Ausgänge an die Sperren in einer Londoner U-Bahn-Station erinnern. Auf Personal scheint man vollständig verzichten zu wollen, abgesehen von austauschbaren Service-Mitarbeitern, die Salate zubereiten oder unsichtbar die Regale wieder auffüllen. Auch das Alkoholregal wird noch von einem Servicemitarbeiter überwacht.

An den Decken der Amazon-Filialen ist ein riesiges Arsenal an Überwachungs-Eqipment verschraubt, welches jede Bewegung der Kunden aufzeichnet und die weniger Anständigen unter ihnen davon abhalten soll, die eine oder andere Kleinigkeit mitgehen zu lassen.

Diejenigen, die ihre Waren rechtmäßig erworben haben, bekommen die fälligen Beträge direkt von ihrem Amazon-Konto abgebucht, Vorraussetzung dafür ist, dass der Kunde die entsprechende Amazon-App auf seinem Smartphone installiert hat. Mit eben jenem Smartphone authentifiziert sich der Kunde bereits beim Betreten des Geschäfts.

Im Amazon-Laden gibt es einen Großteil aller Lebensmittel, die man auch in einem "normalen" Supermarkt erwarten würde - Salate und frisch verpackte Lebensmittel ebenso wie Getränke, Weine aber auch Fertiggerichte und Kochboxen. Hinzu kommen Produkte des Bio-Supermarkts "Whole Foods", den Amazon vor einiger Zeit übernommen hat. Die Preise bei "Amazon Go" bewegen sich im Rahmen der traditionellen Mitbewerber.

Eigentlich hätte "Amazon Go" bereits vor einem Jahr eröffnet werden sollen. Technische Probleme - insbesondere im Bereich Personenerkennung haben den Start immer wieder verzögert. Doch Amazon hat in den USA bereits auch mit stationären Buchläden Erfahrung sammeln können, das Projekt "Amazon Go" darf nunmehr durchaus als Kampfansage an den stationären Einzelhandel verstanden werden.

22.01.2018